Rage Exklusiv-Interview MM

  • Vielen Dank für Eure tolle Resonanz bezüglich meiner Übersetzung betreffend des Ginger Fish-Interviews. Als kleines Dankeschön habe ich euch ein Exklusiv-Interview des französischen Mags 'Rage? (Ausgabe Januar/Februar 2004) übersetzt. Viel Spass beim Lesen. Let's go...


    Marilyn Manson


    Erinnerungen an Bercy (Frankreich) Exklusiv-Interview


    BERCY 666 MAL


    Nach dem Konzert von Marilyn Manson, welches die Halle von Bercy Ende November zum Vibrieren brachte, mussten wir einfach einen Moment bezüglich eines Gedenkalbums unsterblich werden lassen. Hier ist er.


    Wie ihr wisst, lieben wir euch sehr, deshalb haben wir uns sogar den Reverent höchstpersönlich geschnappt um ihm einige Fragen zu stellen.


    Dies ist keine Exklusivmeldung, Marilyn und seine Gruppe lieben es die allerheiligste Moral sowie Traditionen der Gesellschaft auseinander zu nehmen um sie auf eine obszöne Art auf einem örtlichen Platz darzustellen. ,,Ich denke, dass das was ich tue, mehr Provokation als Schockierung ist“, gibt Manson zu. „Es ist eigentlich schon zu einfach geworden, die Menschen zu schockieren! Die Schwierigkeit besteht darin, ihren Geist für neue Gedanken, neue Ideen freizumachen um sie diesbezüglich zum Nachdenken anzuregen. Für etliche Menschen ist das Nachdenken zu einer wirklichen Last geworden. Viele assoziieren Nachdenken mit Arbeit. Es existieren zu viele Menschen welche zur Tendenz neigen auf andere zu zählen um sich mit deren fertiggestellten Betrachtungsweisen vollzustopfen, um sie dann anschliessend als jemand der Ihrigen zu akzeptieren. Es ist eindeutig gesünder jemanden auf etwas anzusprechen, was ihm wirklich am Herzen liegt, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen und ihn so zum selbständigen Nachdenken zu zwingen“.


    Durch sein Verstoss gegen die öffentliche Moral und anhand seiner Musik, welche einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, hat Manson der Kultur, welche er umreissen, sprich ausweiden möchte, lediglich einen ‚abscheulichen’ Spiegel vorgehalten. Seit einem Jahrzehnt des Regiments an der Spitze der Rock-Schock-Geschichte, hat Manson nicht nur der ganzen amerikanischen Gesellschaft den Stinkefinger gezeigt, er hat ihnen auch einen gewaltigen Tritt in den Hintern verpasst. Und heute, nachdem sein aktuelles Album ‚The Golden Age of Grotesque’ die Charts hochklettert und seine Welt-Tournee überall ausverkauft ist, scheint es, dass der neue ‚Junge auf den Postern’, welcher einst als dekadent eingestuft wurde, er nun den Anschein vermittelt, dass er selbst die Entscheidung traf, die Endphase der Zeit des Verstosses gegen die öffentliche Moral und Ausschweifungen bezüglich des Rock n’ Roll einzuleiten, um sich schlussendlich selbst noch zu übertreffen. „Einige Leute haben uns nach den Shows getroffen und sie wollten von mir wissen, warum es den Anschein hat, dass ich mein Augenmerk nur auf die dekadentesten und fürchterlichsten Themen richte?“, erklärt Manson. „Ich habe ihnen geantwortet, dass sie vielleicht dann erst, wenn sie alles was sie bisher als schön empfunden haben, nochmals überprüfen, mich besser verstehen werden, was ich tue. Es ist nichts schlechtes daran eine groteske Sache, speziell wenn es sich dabei um Kunst handelt, vorzuführen. Und genau dies versuche ich zu tun... und ich würde gerne selbst zugeben, dass es sich hierbei um etwas handelt, was auch früher schon in der konventionellen Rock-Musik gemacht wurde; ich bin überzeugt davon, dass dies eine gesunde Entwicklung ist. Mit einem Album, welches tief in der kitschigen, bizarren, düsteren und entrückten Welt der Stadt Berlin der 30ger wühlt, und man sich die jüngste Fixierung Mansons auf den legendären Marquis de Sade vor Augen führt, kam es für ihn und seine Bandmitglieder nicht in Frage, dass ‚The Golden Age of Grotesque’ sie in Gebiete bringt welche in der Vergangenheit schon erkundet worden sind.


    Auf den Rang des Superstars mit ‚Antichrist Superstar’ im Jahre 1997 gehoben und sich mit den beiden Folgealben (Mechanical Animals 1999 und Holywood 2001) sichern konnte, ist die neue Scheibe die Vervollständigung eines Lebenstraums ... oder eines Alptraums. Sicherlich, er ist einer der schillernsten Personen der heutigen Kusik-Kultur mit Wiedererkennungsgarantie, aber ihm ist auch bewusst, dass sein aktuelles Album ein extremer Test ist um sich den Platz an der Spitze zu erhalten und genau wissend, dass sich die heutige Metal-Szene in Sachen Kreativität enorm weiterentwickelt... „Es interessiert mich nicht wirklich, ob mein Album Erfolg beim Publikum haben wird oder nicht“, beichtet Manson. „Ich bin der Ansicht, dass man ein Album schon nach den Verkaufszahlen einstufen kann, aber mir erscheint dies ein wenig zu oberflächlich. Ein Album hat sehr viel mehr Aussagekraft. Dieses Album ist mir sehr wichtig und dies aus mehreren Gründen. Ein Grund ist, und dies ist nicht etwa der geringere, dass das Album sehr persönlich ist. Es beschreibt mein Leben und zwar so, dass ich mir heute schon nicht mehr ganz sicher bin, ob diese Linie welche es verfolgen soll, überhaupt noch existiert. An einem bestimmten Moment in meinem Leben glaubte ich, dass Marilyn Manson nichts weiteres als eine künstliche Figur, eine Art ‚Alter-Ego’ sei, aber heutzutage trifft dies nicht mehr zu. Das, was ihr auf der Bühne zu sehen bekommt und was ihr meinerseits an Texten zu hören kriegt, könnt’ ihr mehr über mich erfahren, als wenn ihr mich in meinem Hotelzimmer besucht hättet. Dies macht mir etwas Angst, aber ich nehme an, dass es noch erschreckender für jemanden sein muss, der annimmt, privat wär’ ich ganz anders als auf der Bühne“. Mit dieser Unterscheidung zwischen der Kunstfigur Marilyn Manson und der reellen Person Brian Warner, welcher vielleicht überhaupt schon nicht mehr existiert, sind die Texte von ‚The Golden Age of Grotesque’ ein Blick hinter das Bild, über das Alter-Ego hinweg und im Innern eines merkwürdigen Verstandes einer völlig entrückten Person, wert. Angefangen von seinen feucht-sexuellen Träumen bis hin zur Faszination des Obskuren, des Obszönen und Verbotenen, hat Manson gegen all’ diese Tabus auf seinem letzten Album verstossen. Er zeigt sich seinem Publikum so, wie er wirklich ist, und rüttelt es so lange wach, bis es ihm gleichtut. „Ich habe den Bedarf gespürt, mich einigen Dingen welche ich auf meinen 3 letzten Alben gemacht habe, zu lösen. Die Zeit war gekommen und ich war reif für etwas völlig Neues zu gestalten und auf eine andere Art zu arbeiten. Ich wollte nicht mehr fortfahren indem ich mich mit einer Gitarre in eine Ecke setze und so lange an den Saiten zupfe, bis eine Melodie daraus hervorging. Ich wollte einfach auf einem anderen Weg kreativ werden. Danach, für den Gesang verwendete ich Texte welche mir durch den Kopf gingen. Einige waren sehr merkwürdig. Einige sind neu. Natürlich gibt es auch einige welche meine Gefühle wiederspiegeln (diese sind mir sehr nahe). Ich höre und sehe sehr viel, was sich in der aktuellen Musikszene abspielt, aber nur wenige Dinge haben einen wirklichen Einfluss auf mich. Nichts von dem, was musikalisch heute so abgeht, ist wirklich originell oder einfallsreich. Vielleicht existiert auch schon alles. Ich habe immer versucht daran zu glauben, dass dieser Typ, welcher auf der Bühne den Fledermäusen den Kopf abbeisst, verrückt sein müsste und zwar bis ans Ende seiner Tage. Ich hatte immer sehr viel Respekt gegenüber Ozzy oder gegenüber Gruppen wie Black Sabbath oder Kiss. Dies sind heute noch immer meine wahrhaftigen Helden. Als ich ein Kind war und sie auf der Bühne spielen sah, habe ich immer nur das gesehen, was ich wirklich sehen wollte. Ich habe Kiss nie als 4 maskierte Personen welche auf der Bühne lediglich nur eine Rolle spielten, angesehen, sondern als 4 Kerle die das auslebten was sie in ihren Songs schilderten. Für mich persönlich soll es genau so sein“.


    Setlist:


    1) This is the New Shit
    2) Disposable Teens
    3) Use your Fist, not your Mouth
    4) Great Big White World
    5) Rock is dead
    6) Mobscene
    7) Tainted Love
    8) Tourniquet
    9) The Dope Show
    10) (S)aint
    11) Golden Age of Grotesque
    12) Doll-Dagga Buzz-Buzz Ziggety Zag
    13) Sweet Dreams
    14) The Fight Song
    15) The Beautiful People
    Zugabe:
    16) The Irresponsible Hate Anthem

  • Da schließe ich mich an! Vielen Dank auch von mir, da sagt er doch noch mal was, was man nicht schon ´zig mal gelesen hat...!


    tell me where the pretty girls are
    those demigods
    with their nine-inch nails
    and little fascist panties
    tucked inside the
    heart of every nice girl

  • Auch von mir ein ganz liebes dankeschön. :D Das interview ist wirklich mal was anderes.

    Each time I make my mother cry an
    angel dies and falls from heaven.
    (MM - Cryptorchid)


  • Vielen Dank für die lieben Worte. Eigentlich übersetze ich gerne Interviews. Ich finde, dass die französischen Berichte sich schon von den deutsch-sprachigen unterscheiden. Hier erfährt man wirklich einiges, was nicht schon in sämtlichen Magazinen durchgekaut wurde (hier scheint keiner einfach abzuschreiben). Die einzige Schwierigkeit beim Übersetzen von Manson-Interviews ist, hier muss man höllisch auf jedes Wort Acht geben. Hier sind leider keine Abweichungen möglich, denn sonst ergäbe das Ganze einfach keinen Sinn mehr. Dadurch wirken die Übersetzungen vielleicht etwas zu philosophisch. Ach ja, hätte noch was von John 5, aber dazu mehr unter Ansichten und Fragen...

  • Vielen Dank, aber den Artikel kenne ich schon. Eigentlich hab ich das Glück eine Menge Leute zu kennen, die sämtliche Heavy-, Gothic- Magazine, kaufen und auch untereinander tauschen. Deshalb habe ich auch soviel Material. Trotzdem vielen lieben Dank.

  • Vielen, vielen Dank!
    Das ist wirklich mehr als nett von dir, dir die Mühe zu machen, das Interview nicht nur abzutippen sondern auch noch zu übersetzen^^

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