Beiträge von Der T.O.D.

    wir werden auch kommen mit paar leuten... werden montag auf dienstag nacht fahren (hoffentlich schlaf ich nciht wiede ein und landen diesmal in der leitplanke war das letzte mal auf dem weg zu nem fastival schon zu knapp)...irgendwie kommen wir schon an...

    Der erste Tag der Tour ist rum!!!!


    Mainz war richtig geil!!


    nur Seelenzorn waren nicht so der brüller meiner meineung nach (jagut die letzten paar lieder gingen aber naja), da aber Lother dabei ist muss man sich die antun :D

    ASP ist mal wieder auf Tour


    ich denke ich werde in Mainz dabei sein



    Aus-der-Tiefe-Tour 2005


    • 20.10.2005 D-Mainz, KUZ
    • 21.10.2005 D-Krefeld, Kulturfabrik
    • 22.10.2005 D-Magdeburg, Factory, tbc
    • 23.10.2005 D-Kiel, Pumpe
    • 24.10.2005 D-Gießen, MUK, tbc
    • 25.10.2005 D-Würzburg, AKW, tbc
    • 26.10.2005 A-Wien, Arena
    • 27.10.2005 CH-Zuerich, Dynamo
    • 28.10.2005 D-Bad Salzungen, Kallewerk
    • 29.10.2005 D-Lichtenstein, Uni Lichtenstein

    Donnerstag, 16.06.2005 Eurospeedway Lausitz, Eurospeedway Lausitz
    Nachdem ich nun zwei Tage über dieses unermessliche Gelände gelaufen bin und für lange Stunden das Gefühl hatte, dass ich es nicht wirklich in Worte werde fassen können – und für wen auch, sind doch sowieso alle hier, oder auf dem Weg hierher – überkam mich heute Abend beim Sonnenuntergang ein seltsames Gefühl, eine wirklich tief empfundene Gewissheit. Während ich so hinten auf dem Quad sitzend an den endlosen Schlangen von Autos und Wohnmobilen jeglicher Bauart vorbei fuhr, wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass es sich hier nicht nur um eine Band handelt, die ihr Abschiedskonzert gibt, sondern um viel mehr. Viel, viel mehr. Was hier stattfindet ist der totale Rock´n Roll Kult. Aber ich will nicht vorweg greifen. Ich war heute Mittag zunächst der Meinung, dass ich mir hier Zeit lassen und alles in mich aufnehmen sollte. Es sei egal, dachte ich mir, ob ich nun heute oder morgen etwas ins Netz stelle, aber das war ein Denkfehler. Es sind eben nicht alle hier, sondern es gibt mehr als 80.000 Onkelzfans, die an diesem Wochenende nicht dabei sein können und für genau die möchte ich heute Abend noch ein paar Worte finden und versuchen das Unbeschreibliche zu beschreiben. Ich wähle dazu eine stichwortartige Aufzählung, eine Aneinanderreihung von Gedanken, Bildern und Schnappschüssen. Ich möchte es spontan halten, echt und unverfälscht. Das Ausmalen überlasse ich Eurer Phantasie, ok?


    Piratenflaggen an Fahnenmasten, ein Meer aus Wohnmobilen, Zelten und Autos, Zäune, hunderte, tausende Metern von Zäunen, Zäune die in Betonblöcken stehen, Securityposten, Kontrollen, breite Schultern, schwarze Hemden, Sonnenbrillen, ein endloser Treck von Onkelznomaden, aufgerollte Schlafmatten unter dem Arm, einer verliert die Nerven und tritt seinen Rucksack, Zelte über Zelte, Grillerei, Rauchfahnen, Leute haben ihre Wohnzimmergarnitur mitgebracht, Boxen, Liegestühle, Sofas, Kippen und Bier, da steht einer und raucht in aller Ruhe eine 1,50 hohe Wasserpfeife mit einem Sombrero auf dem Kopf, noch mehr Boxen, dort ein desolates Camp mit Technomusik, druff seit gestern Abend, jetzt in der prallen Sonne, Kiefer knirschen, die Alte liegt mit ihrer Luftmatratze im Staub, 50cm vor der dröhnenden Box, weggebrochen, eingepennt, so schön kann Vorfreude sein, weiter, entlang endloser Autoschlangen im Stau, mein Fahrer fährt das Quad den Radweg entlang, ich muss grinsen, Leute schieben ihre Autos, Bierflaschen auf dem Autodach wackelnd, Leute sitzen biertrinkend auf den Dächern fahrender Autos und fahren an den Bullen vorbei, Federball, die spielen mittendrin Federball, noch mehr Rauchfahnen, Kotelett auf dem Grill, der Typ, Kippe im Mund, Bierflasche in einer Hand, Grillzange in der anderen, Duschcamps, Leute mit Waschzeug unter dem Arm, hunderte, Gieskannen, Eimer mit Wasser tragend, Flüchtlingscamp, Afghanistan, auf der Flucht vor was, dem Alltag? keine Ahnung, auf alle Fälle auf der Flucht vor irgendetwas, noch mehr Vorfreude, die Luft knistert und es ist erst Donnerstag Nachmittag, BOB-Dosen, aufgeblasene BOB-Dosen, 6m hoch, 25% der Dosen sind schon weg, sie tragen es pallettenweise davon, Hamsterkäufe, einer kommt und fragt was eine ganze Europallette BOB kostet, 4500,-€, er zahlt erstmal cash und überlegt sich dann, wie er die Pallette, die jetzt ihm gehört, dort wegbekommt, jetzt ins Infield mit dem Quad, Formel Eins Rennstrecke, gestern hat mein Chef seinen Jaguar E-Type hier mal ganz kurz auf 190 hochgerissen, ich auf dem Beifahrersitz und dann gesehen, dass dort hinten auch schon wieder ein Zaun steht, runterbremsen, Reifen quietschen, heute vor der Bühne gestanden, das ist keine Bühne, das ist ein Monstrum, 75m breit, 15m hoch, Vaya con Tioz – Deko, Leinwände, heute hier 6x an Türmen aufgehängt allein im Innenraum und zusätzlich an der Bühne, am Nachmittag nur Testbild, bald ist Soundcheck um 16:00, da kommt die Band aus Berlin, die brauchen bestimmt eine Polizieeskorte, ich selber brauche einen Mediamarkt, ab nach Dresden, Verkehr hält sich noch in Grenzen, auf dem Rückweg wird´s dann eng und ich flutsche gerade noch mal so durch, am Abend geht auf der Autobahn nichts mehr, sie spielen Fußball auf der Strasse, grillen auf dem Seitenstreifen, totales Chaos und dennoch funktioniert es, alles wegen einer Band, Soundcheck, tausende stehen an den Zäunen, Personal steht vor der Bühne, Onkelz 2000 wird geprobt, ich mache auf der Bühne Fotos, Band gut gelaunt, nach einer Stunde ist alles gelaufen, Sound steht, blauer Himmel, Sonnenuntergang, Blechlawinen, die kein Ende nehmen, es hört nicht auf, es wird nicht weniger, Massen an Menschen und Material, eine logistische Meisterleistung, Polizeihubschrauber, Thomas Hess mittendrin, alle Einsatzfahrzeuge haben „Einsatzfahrzeug“ auf der Windschutzscheibe stehen, sein Einsatzfahrzeug hat „UNLOVED“ auf der Windschutzscheibe stehen, erstaunlich ruhig der Hess, routiniert im Chaos, im Wahnsinn, im Strudel, Bullen an den Kreuzungen, im Hemd, schwitzend mit Megaphonen, leiten sie den ganzen Tag den Verkehr von links nach rechts und umgekehrt, im Sonnenuntergang lässt sich einer vom 50m Bungee Turm fallen, Onkelzmusik im Funpark, Tausende stehen einfach nur rum und schauen auf das leere, weite Feld vor der Bühne, Telefonnetz ist schon seit Stunden überlastet, ich habe 24 neue Anrufe, kann aber meine Mailbox nicht erreichen, macht ja nix, laufen lassen, ich kann nichts mehr tun, ich kann es nur noch laufen lassen und schauen was passiert, morgen, ich bin gespannt, aufgeregt, die letzte Show, ich kann es einfach nicht fassen...


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    Freitag, 17.06.2005 Eurospeedway Lausitz, Eurospeedway Lausitz


    Armageddon über der Lausitz. Heute habe ich das größte Rock´n Roll Erlebnis meines Lebens mit ansehen dürfen. „Unverpassbar“ ist die neue flugs erfundene Vokabel. Was so viel bedeutet, wie „das kann und darf nicht verpasst werden“. Der Machine Head Sänger Robert Flynn bringt´s am Ende seines Sets auf den Punkt, als er den Onkelzfans zuprostet und sagt:


    „This is fucking history! Are you aware that this is history? Look at this!“


    Dieses Wochenende wird laut der Meinung diverser anwesender Musikexperten in die ungeschriebene Geschichte des Rock´n Rolls eingehen, als das fetteste Konzert einer deutschen Band, jemals. Es tut mir leid, wenn ich mich hier wiederhole oder jeden nur denkbaren Superlativ auf das Äußerste strapaziere, aber was soll ich sonst sagen? Gegen das, was die Onkelz hier abziehen, kann einfach keine andere Band anstinken. Vergiss es. Wer denn? Das war wirklich Geschichte und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte. Soviel vorweg, nun der Reihe nach.


    Die versprochene Sonne blieb aus. Schon gegen Mittag zog sich der Himmel zu und starke Windböen machten den 50-80.000 zeltenden Nomaden zu schaffen. Autobahn? Keine Chance, dicht bis Cottbus im Norden und Dresden im Süden. Die Bullen im Dauereinsatz, Krankenwagen mit Blaulicht und im Infield lassen die Speedfreaks langsam ihre Dragster und Muscle Cars heiß laufen. Kaum zu glauben, wie laut diese Dragster sind. Die Luft dröhnt und der Sound wird von der schon fett gefüllten Haupttribüne mehrfach zurück geworfen. Dort herrscht Hochstimmung und die Racer werden begeistert abgefeiert. Die mobile Zeitnahme steht und Peter Ritscher, der Onkelz Dragster Pilot hat die ganze Szene mobilisiert, um hier eine wirklich beeindruckende Show abzuziehen. Zunächst hatten sich ja nicht allzu viele Interessenten zu unserem Fanrennen angemeldet, aber als dann klar wurde, dass man so noch eine Chance haben würde, das Konzert zu sehen, war das Starterfeld schnell mit 128 Teilnehmern gefüllt. Und was für geniale Kreationen dort auf die Piste rollten. Ein Onkelz-Trabbi mit einer „28“ auf den Türen und satten 250 PS, eine gelbe Renn-Ente, ein Golf mit Flügeltüren, eine Cobra, ein uralter 50er Jahre Käfer mit zwei Hippie-Piloten aus Essen, Mustangs und Corvettes, Pick-ups und Mantas und eine ganze Reihe von professionellen Dragstern und Topfuelern. Erst wurden die Karren paarweise an die Startlinie gebeten, um dann zunächst einen dezenten Burnout hinzulegen und gleich danach wurde die Quarter-Mile geballert. 8,7 Sekunden und 230 Sachen für den Onkelzdragster von Peter Ritscher ist definitiv rekordverdächtig. Ich selber bin wegen wichtiger Termine nicht bis zum Ende geblieben, aber werde mir morgen auf alle Fälle das Finale anschauen.


    Zwischen Dragsterrennen und Vip-Check-in, wo es Gäste abzuholen galt, musste ich noch kurz zum Fussi-Turnier und schauen, wie Bremen und Hessen spielen würden. Hessen hat gleich mal die Saarländer mit einem deutlichen 3:0 geplättet und später noch mit einem 7:0 gegen eine leicht desolate Schleswig-Holsteiner Auswahl überzeugt. Bremen habe ich leider nicht mehr mitbekommen. Der Platz in Klettwitz liegt nett in einem kleinen Waldstück versteckt, ungefähr 3km vom Ring entfernt und 250-300 Fans haben tatsächlich den Weg dorthin gefunden und ihr Bundesland onkelzmäßig nach vorne gepeitscht. Ralf Werner, der Onkelzfanclubleiter hatte bereits lange im Vorfeld geplant und von den Onkelz ein Budget erhalten, von dem er Onkeltrikots für jedes Bundesland entwerfen und herstellen ließ. Viel Mühe hatte er sich gemacht und die wurde hier durch großen Einsatz und den Spielspaß der Kicker und ihrer Fans belohnt. Dumme Sprüche und lustige Kommentare gab´s jedenfalls massenhaft. Das Wetter hätte besser sein können. Mal sehen, was der nächste Tag bringt und ob Hessen sich noch weiter nach vorne kämpfen kann.


    Die Extrawürste, die dann immer noch für den ein oder anderen Gast gebraten werden müssen, haben mich später leider in Zeitverzug gebracht, so dass ich Motörhead verpasst habe und „Ace of Spades“ vom Auto aus hören musste. Die Band hatte einen Tag zuvor ihr 30jähriges Bühnenjubiläum, das sie mit ein paar tausend Fans im Hammersmith Odeon in London gefeiert hat. Was vielleicht auch erklärt, dass der Herr dann hier beim Interview ein wenig wortkarg erschien. Da sieht man mal, was man einem Körper so antun kann, ohne dass er zusammenbricht. Wer „white line fever“ gelesen hat, weiß wovon ich rede.


    „Fahrzeugschein, Führerschein bitte“ – „Was? Nicht dabei, na dann können Sie gleich aussteigen und das Auto hier stehen lassen.“ Und das in Senftenberg am Bahnhof. Die Polizei hier am Lausitzring ist nicht nur freundlich und zuvorkommend, sondern auch hilfsbereit. Mit ein wenig nettem Geplauder, ein paar Annekdoten aus dem Onkelzalltag und zehn Euro war auch diese Hürde überwunden.


    Weiteste Anreise eines Fans: Da hätten wir einmal Massachusetts an der Ostküste. Ein 54jähriger Ami, der tatsächlich nur für das Konzert rüber gekommen ist, auf dass er sich schon seit 5 Monaten freut, wie ein Kleinkind. Eine andere Dame ist doch glatt aus Chicago eingeschwebt und weiterhin hätte wir da noch Kanada und Costa Rica zu bieten. Und alle sind sich einig: „Fucking unbelievable“
    (Nachtrag. Einer kam extra aus Argentinien)


    Ein Wort zu den Fans. Selten habe ich so etwas gesehen. Ich fahre mit meinem Chef auf dem Quad durch die Mengen und Leute machen Platz, gehen höflich beiseite. Die Camping- und Parkplätze sind mit rot/weißem Flatterband abgeflattert. Kleine Holzkeile halten das Band 10cm über dem Boden und markieren Zufahrtswege für Feuerwehr oder Krankenwagen. Da laufen doch glatt tausende von Fans durch die Gegend, besoffen, schwankend, Bier, Merchandise oder Fastfood balancierend und nicht einer stolpert oder zerreißt das Band. Alle stoppen, schauen auf das Flatterband und steigen vorsichtig darüber hinweg. Wo man hinhört, ob bei der Feuerwehr, den Bullen, dem Personal am Lausitzring, dem Management des Eurospeedway, alle loben die Fans und die Stimmung und sprechen von den Onkelz und ihrer Armee von Wahnsinnigen nur in den höchsten Tönen. Das ist doppelt geil, weil die kleinen Kleckerblätter nix anderes zu vermelden haben, als: „Es gab 3 Festnahmen“ oder „es wurde jemand mit 4 gefälschten Tickets erwischt!“ Lächerlich. Von daher war es wieder einmal die richtige Entscheidung, einfach alle Presseanfragen zu ignorieren und hier eine kleine Party im privaten Rahmen abzufeiern.


    Machine Head haben ein beachtliches Geknüppel abgeliefert und zeigten sich beeindruckt von der Menge. Motörhead und ProPain sind ja schon alte Hasen in Sachen Onkelzsupport, aber eine neue Band muss einfach schockiert und begeistert sein und folglich machte Robert Flynn auch keinen Hehl aus seiner offensichtlichen Freude an der gesamten Veranstaltung. Dass ich jedoch Discipline, D.A.D. und Motörhead verpasst habe, nervt mich jetzt noch. Hauptsache ich bin heute bei Rose Tattoo am Start, sonst kriege ich einen Anfall.


    23:00 Uhr, Showtime Baby. 28 als Intro der ersten 12,5 Jahre und was passiert? Natürlich fällt der Vorhang nicht, weil er sich wieder mal im Rigg verhakt hat. Kennen wir doch noch von der 2000er Tour, der ewige Witz mit dem Scheißvorhang. Aber warum soll auch immer alles glatt gehen? Die Stimmung – Vollgas, allerdings Westfalenhalle mal acht oder Berlin Karlshorst mal vier, Loreley mal neun, Ihr könnt es Euch selbst ausrechnen. Keiner, der nicht vollständig von den Socken, aus dem Häusschen, total weggeflasht war. Die Onkelz in gewohnter Routine, aber mit dreifach aufgedrehter Spiellaune. Gonzo im Cowboyhut, Kevin mit wehender Mähne, „28“, „zehn Jahre“, „Bomberpilot“, „So sind wir“, „Religion“, „Ich lieb´mich“, ein Klassiker reihte sich an den nächsten. Bei „Heute trinken wir richtig“ hüpften 100.000 Leute im Takt und mein Schreibtisch im Bürogebäude hat tatsächlich gewackelt. Ich sagte es eingangs, ich bin dankbar, dass ich das miterleben durfte und kann es nur noch einmal betonen. Es ist ganz schwer diesem Ereignis mit Worten gerecht zu werden. Die Fans, besoffen, wie sie waren, haben sich vorbildlich verhalten. Es gab krasseste Pogo-Pits und Leute, die kotzend in die Rabatten geflogen sind, aber bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung, kann man sich nur darüber freuen, dass alles so woodstockig ablief. Man stelle sich 100.000 Leute vor, die als das Konzert zu Ende ist, sich einfach umdrehen und brav zu ihren Zelten gehen, obwohl sie noch kurz vorher bei Mexico komplett und kollektiv am Rad drehten. Was noch? „Stunde des Siegers“ natürlich und auch mal wieder „Falsche Propheten“ was ganz klar zu meinen Lieblingsonkelsongs gehört. Keine Ahnung, vielleicht weil es zu meinen ersten Onkelzerfahrungen gehört und ich die Platte 87 immer wieder hören musste.


    Die Bühne? Wow, Wow, Wow. Die Gestalten aus Berlin, immer gut für einen Scherz oder ein ausgeflipptes Design, lieferten die gesamten Vorlagen und Planungen, was die Deko anging. Gewaltige aufblasbare BOSC Babyköpfe, Vaya con Tioz Banderolen, fliegende zehn Meter lange Engelskelette, Konfettiregen. Ein junger Graphiker aus der Gestalten Agentur (das erste mal auf einem Onkelzkonzert) sah plötzlich seine ganzen Entwürfe und Designs, die er im Studio ins Reine gebracht hatte, hier am Ring zu monströser Größe aufgeblasen und als Deko in den Himmel gehängt. Auf einem Roller fuhr er über den Ring und hatte Tränen in den Augen, als er zurückkam. 01:30 Uhr, dann war´s vorbei und der Käse gegessen. Die Band war kurz darauf schon per Shuttle in Richtung Berlin unterwegs. Der Profi spart seine Energie bis zum letzten Tag, was bedeutet, das heute Abend eine Schippe drauf gelegt werden muss. Das letzte Onkelzkonzert der Welt...


    Was steht heute noch auf der Agenda? Am Nachmittag müssen wir erstmal das hessische Fußballteam zum Sieg peitschen und dann eine Runde Hubschrauber fliegen, worauf ich mich besonders freue. Ich würde Euch gerne morgen ein Foto aus der Luft liefern, dass ein wenig den Wahninn verbildlicht, der sich hier außerhalb meines Büros abspielt. Draussen knallen gerade Psychopunch ihr Programm runter. Der Himmel ist wieder blau, die Sterne scheinbar stehen günstig. Ein guter Tag um Rock´n Roll Geschichte zu schreiben.


    Noch was. Es soll eine Menge Leute gegeben haben, die haben vor Freude geheult. Mache ich heute Abend auch mal, glaub´ ich...


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    Samstag, 18.06.2005 Eurospeedway Lausitz, Eurospeedway Lausitz


    Brooklyn – NYC. Eigentlich ist meine Arbeit bei den Onkelz erledigt und eigentlich war am Donnerstag mein letzter BOM Arbeitstag. Die Onkelz hören auf - ich höre auf. Wozu noch weitermachen und ein Gespenst verwalten? Allerdings muss ich zugeben, dass ich das Gefühl hatte, ich kann nicht ohne den letzten Eintrag gehen. Das schulde ich der Band und vor allen Dingen Euch. Sonst wäre das „Ding“ irgendwie nicht vollständig und nicht abgeschlossen gewesen. Die Onkelz haben ihre Arbeit erledigt, ich will es auch tun. Warum es so lange gedauert hat, ist eine andere Geschichte, die hier nicht her gehört. Nur so viel: Ich bin am Sonntag Abend vom Lausitzring zurückgekommen, hatte einen turbulenten Montag im Büro und bin Dienstag morgen um 06:00 Richtung Afghanistan aufgebrochen, wo ich für einen kleinen 5 Tage-Aufenthalt gebucht war. Erlebnisurlaub in Kabul. Wenn mal wieder einer von Euch glauben sollte, jammern zu müssen, weil er irgendein scheiß Problem hat – Mailserver abgeraucht, Handy-Akku leer, Zahnpasta alle, Stock im Arsch – dann kann er gerne mal nach Kabul fahren und sich anschauen, was dort los ist, wo 4 Millionen Menschen unterhalb des Existenzminimums in einer zerbombten Stadt ohne Wasser wohnen. Glaub´ mir, DU HAST KEIN PROBLEM!!
    Im Camp Warehouse, dort wo die 3000 Mann starke Friedenstruppe aus 25 Nationen stationiert ist, habe ich auch Onkelzfans getroffen. Als wir alle zusammen am Lausitzring gefeiert haben, haben diese Jungs dort humanitäre Hilfe geleistet und bei 49C° im Schatten geschuftet, obwohl sie Karten für den Lausitzring hatten. Der Chef hatte ihnen keinen Urlaub genehmigt, so dass sie sich mit ihrer eigenen „Onkelzabschiedsparty“ behelfen mussten. Locker 500 Soldaten haben dort zeitgleich mit uns am Freitag gefeiert und zwischendurch 6 unterschriebene Onkelzautogrammkarten versteigert, die ich ihnen zwei Wochen vorher zugeschickt hatte. Möchte jemand raten, wie viel Geld für diese 6 Autogrammkarten zusammengekommen ist? Ich sag´s Euch. 1990,-€ für 6 Karten, die dann dem Kinderheim in Kabul gespendet wurden. Respekt und ein Dankeschön an Stefan Raue für diese wundervolle Geste!!
    Und da erreicht mich hier in New York heute morgen eine e-mail mit einem Link zu Spiegel-online, dass die Onkelz angezeigt wurden, weil sie auf dem Lausitzring „verbotene Lieder“ gespielt hätten und dass sie ja schon seit Jahren im Verdacht stünden, „rechte Songs“ vorzutragen. Natürlich geht es um den „netten Mann“, den die Band am Ende des ersten Sets, also als Zu-Zugabe am ersten Tag gespielt hat. Ich wiederhole noch einmal, was mir gerade durch den Kopf geht: In Kabul/Afghanistan spenden ein paar deutsche Soldaten 1990,-€ von ihrem lausigen Sold, den sie dort für Schwerstarbeit unter gnadenlosen Bedingungen verdienen, einem Kinderheim. Auf dem Lausitzring verkauft Forumsmitglied Lizzardking seinen Fans-helfen-Sampler „Rocken für Peru“, hergestellt auf eigene Kosten, nur um die gesamten Einnahmen an die „Chandler Sky Foundation“ dem Heim für Strassenkinder in Cusco Peru, weiterzuleiten. Die Onkelz selbst überweisen seit Jahren monatlich sämtliche Einnahmen vom Perushirt (übrigens ein Dauerbrenner) an Kia Ingenlath und singen am Lausitzring das von den debilen Mitgliedern der Bundesprüfstelle huh, huh, huh... „verbotene“ Lied gegen Kindermörder und bekommen dafür dann eine Anzeige? Und obendrein wird ihnen daraus noch ein Strick gedreht und die Tatsachen werden so dargestellt, als hätten sie „verbotene rechte Lieder“ gesungen? Wow, Begriffe wie Recherchefaulheit und journalistische Unzulänglichkeit müssen neu definiert werden!!


    Habe ich schon einmal gesagt, wie froh ich bin, mit dieser Scheiße endlich nichts mehr zu tun haben zu müssen? Das Geschwür in meinem Magen nennt sich Journalist. Ich habe zwei/drei Presseartikel zum Abschiedskonzert gelesen, die alle schlecht waren und vor Recherchefehler nur so strotzten, so dass ich jetzt das Thema in aller Ruhe begraben kann. 8 Jahre Pressearbeit, die nix, aber auch gar nix gebracht haben, außer der Gewissheit, dass dort am Lausitzring (Tag 2) das größte und abgefahrenste Rock´n Roll Spektakel abgezogen wurde, was Deutschland jemals gesehen hat. Es hat noch nie etwas gegeben, was auch nur annähernd an dieses Ereignis herankam und es wird, da lege ich meinen linke Hoden in die offene Flamme, auch in den nächsten zwanzig Jahren nichts geben, was mit dem vergleichbar sein wird. Die Onkelz auf dem Lausitzring, Tag 2 wird in die nicht geschriebene Geschichte eingehen und somit zur Legende werden. Dass niemand von der Presse da war, weil niemand ein Ticket von uns bekommen hat, macht es für mich nur noch umso genialer. Da reimen sie sich ihren Dreck zusammen und können nach 25 Jahren Onkelz immer noch nicht Kevin von Stephan und Bass von Gitarre und links von rechts unterscheiden. Armes Deutschland. Zeit zu geh´n, wirklich. Jenseits der Kopfschüttelgrenze. Wir alle haben dort etwas erlebt, was nur uns gehört und nicht zer-schrieben werden kann. Keiner dieser oberschlauen Onkelzkritiker kann auch nur erahnen, was dort abging, kann noch nicht mal Worte finden, mit denen er es schlecht machen könnte, denn was auch immer er schreiben wird... ha, ha, ha, ha, ha, wir lachen!!


    Der Gig selbst? Die Überraschungen in der Setlist waren für mich, „Entfache dieses Feuer“, wunderschön vorgetragen von einem nicht zu bremsenden Kevin, der hier seine Kräfte für den letzten Gig mobilisierte, „Leere Worte“ von der 98er VLT und natürlich eines meiner absoluten Lieblingslieder „Das Messer und die Wunde“, 1993 von Stephan für Trimmi´s Mörder geschrieben und noch nie live vorgetragen. Die Band, wie immer Vollgas, was bei der Atmosphäre ja wohl kein Wunder sein dürfte. Pe, gut gelaunt als Uhrwerk unterwegs, Stephan mit knalligen Ansagen und in bester Spiellaune, Kevin brachialisch und mit den längst legendären Kevin Russell Tanzschritten.


    Wie auch immer. Geh´n Sie auseinander, es gibt hier nichts zu sehen. Man kann es wirklich kaum in Worte fassen, dieses Meer aus Armen und Händen, diese Euphorie und diese totale Hingabe von beiden Seiten. 200.000 Hände im Takt und 200.000 Arme die hin und hergehen und aus 100.000 Kehlen kommt ein Sturm an Begeisterung und Dankbarkeit. Das Echo, das teilweise über den Platz flog, holte sich selber ein und trug zu einer Stimmung bei, die eigentlich nur als eine Art Trance oder Rock´n Roll Glückseeligkeit oder irgendetwas schwer definierbares in dieser Richtung bezeichnet werden kann. „Massenpsychose“ unkt der eine, „Massenerweckung“ sage ich. Wäre ich Stephan, würde ich vielleicht in die Guru-Branche wechseln, eine Sekte gründen und mich anbeten lassen. Tatsache ist, dass es nicht einfach ist, mit dieser Masse an heranbrausender Energie umzugehen und ich könnte mir vorstellen, dass man viele Dinge, gerade als Künstler in diesem Fall gar nicht richtig mitbekommt, da man über die Dauer des Konzertes auf einer solch enorm hohen Adrenalinwelle dahinrauscht, dass das Gehirn fast platzt vor Dopamin- und Endorphinausschüttung. Es gab bei den nach hinten versetzten Leinwänden (3 große Leinwände links und 3 große Leinwände rechts im Publikum in hundert Metern Abstand nach hinten platziert) einige Delay-Schwierigkeiten, die auch am zweiten Tag nicht abzustellen waren, so dass Bild und Ton nicht ganz lippensynchron waren. Das Bild hinkte dem Ton um eine bis zwei volle Sekunden hinterher. Nicht wirklich schlimm, aber eben auch nicht perfekt. Verspielt hat man sich auch einige male, aber all das ist nicht wirklich wichtig und verblasst zu einem Nichts im Hinblick auf den Gesamteindruck, den dieses Konzert bei allen, die da waren, hinterlassen hat.
    Man hat mir im Zuge meiner Berichterstattung schon mehrfach „chronisch positive Betrachtung“ vorgeworfen. Damit das nicht wieder vorkommt, werde ich jetzt aufzählen, was ich scheiße fand.
    - Es waren einige asoziale Testosteronglatzen unterwegs, die einfach nur vollkommen mongoloid die Leute aus dem Weg gepogt haben, ohne auch nur einmal beim Tanzen Spaß zu haben. Aggressive, bis unter die Kopfhaut zugeschnuppte , aufgepumpte Michelinmännchen. Bitte einfach wegmachen, dieses Gesocks, das nervt.
    - Unsere Merchandisemitarbeiterin Mina, marrokanisch/spanischer Abstammung, ist als „Kanakenschlampe“ beschimpft worden und hat sich eine Ohrfeige von einem „Onkelzfan“ eingefangen. Für mich das Allerletzte. Erschießen das Arschloch.
    - Einige Security Mitarbeiter von Fremdfirmen entsprachen leider ebenfalls dem oben angesprochenen Klischee und bedienten dies auch noch nach Kräften. Hier hätte viel stärker gesiebt werden müssen, was aber sicherlich im Zuge dieser monströs großen Planung nicht möglich gewesen ist. Da es das letzte Konzert war, brauche ich nicht zu sagen, dass man das beim nächsten Mal besser machen müsste, aber auch das hat genervt.
    - Die VIP-Tribüne war für mich nicht zu betreten, ohne dass alle zwei Meter jemand an mir herumgezupft hat, entweder um sich über irgend ein lächerliches Problemchen zu beschweren („die am Check-In Schalter wussten nicht in welchem Hotel ich wohne, das habt Ihr ja echt scheiße organisiert“) oder um mich zuzutexten: „Hier Eddy, llhalaönaaga geil bei Euch aöskdhfllnan nee, escht suppa, alhjlöjalöla“ und mir voll ins Ohr gespuckt dabei und mich fest gehalten, auf so was stehe ich gar nicht. In beiden Fällen war ich zu gestresst, um zuzuhören und habe fluchtartig das Weite gesucht.
    - Der Graben war so tief, dass man nicht gut fotografieren konnte...


    Das war´s dann aber auch schon. Mehr habe ich nicht zu meckern. Ich will nicht auf die einzelnen Ansagen von Stephan eingehen, auch weil ich die meisten vergessen habe. Stephan hat ja selbst einen kleinen Text für Euch in die News gestellt und seine Gefühle noch einmal in Worte gefasst. Besser kann ich es sowieso nicht sagen, weil jede Sicht auf dieses Ereignis subjektiv ist und ich glaube, dass die Betrachtung der Musiker viel wichtiger ist als meine eigene. Ich lasse das jetzt so stehen und wiederhole mich noch einmal, wenn ich sage, dass es das Größte war, was in diesem Land an Rock´n Roll jemals zu sehen war, fucking history, aber ohne Scheiß. Vielleicht kommt der Tag, an dem man all das noch einmal aufschreiben und Euch zugänglich machen muss, aber bis dahin wird noch eine Menge BOB Eure Fankehlen hinunter geflossen sein. Für den Moment bin ich so was von raus...


    Gruss und Danke an die vielen Leute, die ich kennen lernen durfte. Ihr seid – ahja ziemlich geil auf alle Fälle...


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    Bild und text (c) by E. Hartsch


    Quelle http://www.onkelz.de

    nee ich auch nicht hätte gedacht das du es eventuell könntest und wollte dir dann auch den vortritt lassen :D


    auf jeden fall waren es 3 zugaben je 2 lieder (glaub ich)